3. Freiwilliger Staatenbericht Deutschlands zum HLPF 2025 (VNR)

VNR 2025 Gemeinsamer Beitrag von Deutschem Kulturrat, Green Culture Anlaufstelle und Kulturpolitischer Gesellschaft

Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern – Positivbeispiel Kultur¹

Ziel 1: Armut in allen ihren Formen und überall beenden

Das Einkommen sehr viele Künstlerinnen und Künstler liegt erheblich unter dem Durchschnittseinkommen in Deutschland – trotz überdurchschnittlich hoher Ausbildung. Viele Künstlerinnen und Künstler leben daher unter prekären Verhältnissen.

In einigen Bundesländern werden in einigen künstlerischen Sparten bei öffentlicher Förderung Mindesthonorierungen festgelegt. Die Kulturministerkonferenz hat sich im Oktober 2022 unter Beteiligung des Deutschen Kulturrats (DKR), dem Spitzenverband der Bundeskulturverbände, auf eine Honorarmatrix verständigt, die nunmehr von den Bundesländern umgesetzt wird. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) hat im Juli 2024 festgelegt, dass bei zu mindestens 50 Prozent geförderten Projekten bei der Vergabe von Aufträgen oder Projekten eine Mindesthonorierung von Künstlerinnen und Künstlern eingehalten werden muss. Dies gilt auch für Beauftragungen von Künstlerinnen und Künstler durch institutionell geförderte Institutionen.

Ziel 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern

Bereits seit Jahrzehnten setzt sich der DKR für die Stärkung der kulturellen Bildung ein. In den Jahren 2022 bis 2024 hat er zusammen mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Menschen mit Behinderungen einen Dialogprozess mit Verbänden aus dem Kulturbereich sowie Verbänden und Selbsthilfeorganisationen von Menschen mit Behinderungen durchgeführt. Dieser Prozess mündete in Teilhabeempfehlungen für inklusive Kultur „Kultur braucht Inklusion – Inklusion braucht Kultur“. In diesen Teilhabeempfehlungen wird aufgezeigt, was geschehen muss, damit Menschen mit Behinderungen an der kulturellen Bildung sowie Berufs- und Hochschulausbildung für kulturelle und künstlerische Berufe angemessen partizipieren können.

Die von der BKM geförderte Green Culture Anlaufstelle (GCA) gewährleistet eine hochwertige Bildung durch aktive Wissensvermittlung und -aufbereitung für alle Men-schen im kulturellen Sektor. Das Angebot reicht von kostenlosen digitalen Beratungen und Wissensformaten bis hin zu bundesweiten, themenbezogenen Workshops in Präsenz. Seit 2021 konnten in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Deutschland (IHK) mehr als 500 „Transformationsmanager Nachhaltige Kultur“ ausgebildet und zertifiziert werden.

Ziel 5: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen

Obwohl mehrheitlich Frauen eine Berufsausbildung oder ein Studium absolvieren, die für einen künstlerischen Beruf qualifizieren, sind sie in Führungspositionen im Kultur- und Medienbereich nach wie vor unterrepräsentiert. Um diesem Missstand entgegenzutreten und qualifizierte Frauen zu fördern, führt der DKR ein Mentoringprogramm durch, das sich gezielt an Frauen richtet, die Führungsposition anstreben. Die Mentees werden sechs Monate von einer erfahrenen Führungskraft begleitet, zusätzlich werden Weiterbildungsveranstaltungen angeboten. Die Mentorinnen und Mentoren stellen sich ehrenamtlich für das Mentoringprogramm zur Verfügung und unterstützen damit den Führungsnachwuchs.

Ferner erstellt der Deutsche Kulturrat fortlaufend Studien, in denen er sich empirisch mit dem Thema auseinandersetzt. Die letzte Studie „Baustelle Geschlechtergerechtigkeit“ ist 2023 erschienen.

Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden

Kulturpolitik wird in Deutschland wesentlich kommunal organisiert und verantwortet. Vor diesem Hintergrund hat die Kulturpolitische Gesellschaft (KuPoGe), ein Netzwerk und Zusammenschluss von rund 1.500 kulturpolitisch interessierten und engagierten Menschen und Organisationen, mit finanzieller Unterstützung der BKM von 2020 bis 2022 das Projekt „Nachhaltige und klimagerechte Kulturpolitik in Deutschland“ durchgeführt, um zu analysieren, wie die Kommunen als Hauptakteure der Kulturpolitik auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes flossen anschließend in „Anregungen und Handlungsempfehlungen für die kulturpolitische Praxis“ ein.

Ziel 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen

Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist ein Innovationstreiber mit Blick auf nachhaltige Produkte sowie Produktionsweisen. Das gilt mit Blick auf nachhaltige Mode, nachhaltiges Design, nachhaltige Buchproduktion und anderes mehr. Die jeweiligen Branchenverbände informieren über neue Entwicklungen und Vorgaben, stellen Trends vor und unterstützen ihre Branchen bei der Transformation.

Im BKM geförderten Projekt „Sprint 20“ wurden Kulturinstitutionen durch speziell ausgebildete Energieberater bei der Identifikation und Umsetzung von Energieeffizienz-Maßnahmen begleitet. Durch das Projekt konnten so im Durchschnitt 21,4 Prozent der Energiekosten gesenkt werden.

Ziel 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz

Durch Wissensvermittlung sowie -aufbereitung, Vernetzung, Datenerhebung und Beratung fördert GCA die ökologische Transformation des Kultursektors. Zugleich unterstützt sie Kulturinstitutionen bei der Nutzung des bundeseinheitlichen kulturspezifischen Klimabilanzierungsstandards KBK & KBK+ sowie des kostenlos dazu nutzbaren Tools der bundesdeutschen Kulturministerkonferenz. Damit einher geht die Ausarbeitung konkreter Maßnahmen zur Reduzierung der Kohlenstoffdioxid-Emissionen.

Ziel 17: Partnerschaften zu Erforschung der Ziele

Wirkungsvolle Kulturpolitik ist immer Netzwerkarbeit. Das gilt insbesondere bei der Erforschung und Operationalisierung globaler Nachhaltigkeitsziele. Die KuPoGe hat vor diesem Hintergrund mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz einen Partnerschaftsverbund mit dem Cultural Policy Lab, dem Öko-Institut e.V. und dem Netzwerk Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur gegründet. Die daraus entstandene bundesweite Initiative Culture4Climate verfolgt unter anderem das Ziel, die Bedeutung von Kultur als Baustein einer transformativen Umweltpolitik zu unterstreichen und entsprechende Handlungsimpulse für eine transformative Kultur- und Umweltpolitik abzuleiten. Die Ergebnisse wurden in den Printmedien des Verbandes sowie in dessen Social-Media-Kanälen breit kommuniziert.

Das vom BKM geförderte Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien vereint unter seinem Dach 64 der wichtigsten deutschen Kulturinstitutionen aus allen Bereichen des kulturellen Sektors von der ARD bis zum Zeppelin Museum.

Fußnoten

1) Aus einer Stellungnahme ausgewählter zivilgesellschaftlicher Akteure zu kulturellen Aspekten des 3. Freiwilligen Staatenberichts VNR 2025