VNR 2025 Gemeinsamer Beitrag des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE), des SDSN Germany und des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU)
Deutschland sollte sich in der Pflicht sehen, allen Bürger:innen ein nachhaltiges Leben zu ermöglichen. Um das zu erreichen, muss Nachhaltigkeit zur prägenden Leitlinie der Daseinsvorsorge werden. Aufgabe staatlicher Regulierung muss es sein, dass nachhaltiges Handeln für Bürger:innen und Unternehmen zur naheliegendsten Entscheidung und damit zur Standardoption wird. In diesem Zusammenhang ist Deutschland bei der Umsetzung der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung an kritischen Punkten angekommen, die teils verstärkter, teils veränderter Anstrengungen bedürfen:
- Deutschland hat insbesondere beim Ausbau der Erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren einen großen Sprung nach vorne gemacht, mittlerweile kommen mehr als 50 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland aus erneuerbarer Energieproduktion. Dies ist ein großer Erfolg, der naturverträglich und bürgernah fortgeführt und ausgebaut werden muss, insbesondere indem auch die Gebäude- und Verkehrssektoren stärker einbezogen werden.
- Wechselseitige und vertrauensvolle Partnerschaften weltweit werden angesichts von unsicheren Lieferketten, Rohstoffbedarfen und geopolitischen Veränderungen immer wichtiger. Deutschland hat mit der Kreislaufwirtschaftsstrategie und der Innovationskraft seiner Wirtschaft (zum Beispiel Cradle-to-Cradle-Programme) wichtige Fortschritte erzielt. Diese müssen über faire und gleichberechtigte weltweite Handels- und Entwicklungspartnerschaften für Investitionen in nachhaltige Wirtschaftsstrukturen ausgebaut werden.
- Die Kommunen sind Orte, an denen Bürger:innen die Nachhaltigkeitstransformation aktiv gestalten und erleben. Zahlreiche Projekte in Deutschland zeigen: Die SDGs profitieren erheblich von einer Dezentralisierung und einem lokalen Governance-Ansatz. Daher sollte Nachhaltigkeit, einschließlich Klimaschutz, als gemeinschaftliche und damit auch als zentrale Aufgabe für Kommunen in allen Bereichen verstanden und mit entsprechender Grundfinanzierung sichergestellt werden.
- Eine gute Governance braucht die Teilhabe von Bürger:innen, damit sie Subjekte statt nur Objekte der Transformation werden: Bürger:innen sind nicht nur Adressaten, sondern auch aktiver Teil und Träger der Transformationsprozesse. Um dies zu erreichen, kann Deutschland auf guten Erfahrungen in der Aushandlung von Transformationspolitiken mit Bürger:innen und Stakeholdern aufbauen (zum Beispiel Kohlekommission, Zukunftskommission Landwirtschaft, Gaskommission). Auch wurden verschiedene Dialogformate mit Bürger:innen entwickelt, bei denen es nicht nur um den Austausch von Meinungen geht, sondern auch um das tiefere Verständnis für unterschiedliche Perspektiven. Die Umsetzung in konkrete Politik ist jedoch häufig unzureichend. Außerdem findet Beteiligung in vielen Bereichen noch unzureichend statt oder erreicht nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen. Insbesondere die Digitalisierung bietet hier Chancen für eine effiziente und direkte Teilhabe von Bürger:innen an der Transformation.
- Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit steht unter Veränderungsdruck in Folge vergleichsweiser hoher Energie-, Rohstoff- und Arbeitskosten, aber auch aufgrund der ungleichen Verteilung von Bildungschancen, hohem Bürokratieaufwand und in die Jahre gekommener Infrastrukturen (inklusive Digitalisierungsstaus). Daher sind verstärkte Anstrengungen und Investitionen notwendig, um die Zukunftsfähigkeit zu sichern. Klimastabilisierende, sozialgerechte und innovative – sprich: nachhaltige! – Politiken sind hierbei die Lösung. Dies anzugehen, muss in der weiteren Umsetzung der Agenda 2030 in Deutschland Priorität bekommen.