VNR 2025 Beitrag von VENRO
Die Welt steht angesichts des fortschreitenden Klimawandels, der wachsenden sozialen Ungleichheit und der Vielzahl gewaltsamer Konflikte vor tiefgreifenden Herausforderungen. Diese erfordern eine umfassende und koordinierte Transformation auf globaler, nationaler und lokaler Ebene. Zehn Jahre nachdem sich die internationale Staatengemeinschaft auf die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) und das Pariser Klimaabkommen sowie das Sendai-Rahmenabkommen verständigt hat, sind diese noch immer nicht erreicht. Die mit diesen Agenden angestoßenen Transformationsprozesse sind enorm: Sie betreffen wirtschaftliche, soziale und ökologische Systeme und erfordern ein Umdenken in nahezu allen Lebens- und Arbeitsbereichen. Bislang war die internationale Staatengemeinschaft nicht bereit, die notwendigen Reformen mit der erforderlichen Ambition und finanziellen Absicherung einzuleiten und konsequent umzusetzen. Diese Reformen erfordern Mut und Entschlossenheit, da etablierte Strukturen überdacht und gegen viele Widerstände angepasst werden müssen. Dies kann nur gemeinsam und solidarisch gelingen – und muss in den verbleibenden knapp sechs Jahren und darüber hinaus endlich konsequent vorangetrieben werden. Als wohlhabendes und einflussreiches Land kann Deutschland mit den richtigen Maßnahmen viel bewirken.
Wir empfehlen der Bundesregierung,
- sich auf deutscher, europäischer und internationaler Ebene entschlossen für die Umsetzung der Agenda 2030 und für ihre Weiterentwicklung einzusetzen – und dabei Entwicklungspolitik und humanitäre Hilfe als zentrale Politikfelder zu stärken;
- die globalen Klimaziele einzuhalten und die Energiewende sowie die von Energiearmut betroffenen Länder und Bevölkerungsgruppen im Sinne einer „Just Transition“ umfassend technologisch und finanziell zu unterstützen;
- sich für weitreichende Reformen der internationalen Finanzarchitektur einzusetzen, um eine gerechtere Finanzierung zu gewährleisten. Dies soll finanzielle Spielräume für Bildung, Gesundheit, Geschlechtergerechtigkeit und soziale Sicherung sowie eine gleichberechtigte Repräsentation der Länder aus dem Globalen Süden sicherstellen;
- sich weltweit für rechtsverbindliche Regelungen und langfristige Finanzierung zur Verwirklichung der Menschenrechte und der Geschlechtergerechtigkeit stark zu machen. Dazu gehört auch die Durchsetzung von sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte von Frauen, Mädchen und LGBTQIA+ sowie die umgehende Beendigung schädlicher kultureller Praktiken;
- die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie zu einem Transformationsrahmenwerk für die beschleunigte Umsetzung der SDG weiterzuentwickeln. Dieses muss mehr Politikkohärenz durch nachhaltigkeitsorientierte, holistische und feministische Politikansätze sowie ressortübergreifende Zusammenarbeit schaffen. Zudem müssen negative „Spillovers“ deutscher Politik und Wirtschaft vermieden und eine SDG-bezogene Datenerfassung etabliert werden, die dem Agenda-2030-Prinzip „Niemanden zurücklassen“ gerecht wird. Dabei sollte auch die grenzüberschreitenden Auswirkungen deutscher Politik auf die soziale Dimension nachhaltiger Entwicklung und globale Güter erfasst werden;
- die Zivilgesellschaft, insbesondere Selbstvertretungsgruppen von Marginalisierung betroffener und vulnerablen Bevölkerungsgruppen, sowohl in Deutschland als auch in den Partnerländern umfassend in die Umsetzung der SDG einzubinden. Sie muss auf allen politischen und zivilgesellschaftlichen Ebenen gezielt unterstützt werden, um die Auswirkungen der Transformation gerechter zu gestalten.