VNR 2025 Gemeinsamer Beitrag der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030), der TU Berlin und der Hochschule Osnabrück
Für die Umsetzung der Agenda 2030 in, mit und durch Deutschland stellt der Transformationsbereich Nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme eine zentrale Herausforderung dar. Hier liegen große Potenziale, da alle SDGs direkt oder indirekt mit dem Agrar- und Ernährungssystem verknüpft sind (Rockström & Sukhdev, 2016 (Externer Link)). Es bestehen aber große Umsetzungsdefizite (Bundesregierung, 2022 (Externer Link)).
Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Gemeinschaftsverpflegung, die als zentrale Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Verbraucher:innen nachhaltige Ernährungsweisen maßgeblich beeinflussen kann (WBAE, 2020 (Externer Link); Speck et al., 2021 (Externer Link); Liedtke et al., 2018 (Externer Link)). Obwohl die Bundesregierung die Bedeutung dieses Bereichs in der Ernährungsstrategie anerkannt hat, fehlen bislang konkrete Indikatoren zur Messung des Fortschritts (BMEL, 2024 (Externer Link); Bundesregierung, 2022 (Externer Link)). Als erste Grundlage können die zukünftigen Ergebnisse der quantitative Studie über den Kenntnisstand, Erfahrungen und Umsetzungen einer pflanzenbasierten Ernährung bei Trägern von Schulen und Kitas des Projekts KAHUpE (Externer Link) dienen.
Zudem gibt es bereits zahlreiche parallele Initiativen zur Förderung einer nachhaltigeren Gemeinschaftsverpflegung, die jedoch oft zeitlich befristet und projektbezogen finanziert sind, wie zum Beispiel der Modellregionenwettbewerb „Ernährungswende in der Region“ oder die Initiative IN FORM. Um Synergien zu schaffen und eine nachhaltige Wirkung über die Laufzeiten einzelner Projekte hinaus zu erzielen, braucht es eine langfristige Struktur für Bündelung, Austausch und Breitenwirkung. Eine vielversprechende Lösung, die im Rahmen eines Expert:innenworkshops entwickelt wurde, wäre der Aufbau multiprofessioneller „Lotsenstellen“ auf Ebene der Bundesländer als unterstützendes Element für die Vernetzungsstellen (Kita, Schule, Senior:innen) und als Multiplikator:innen-Punkt für alle Partner der Wertschöpfungskette (unter anderem Erzeugergemeinschaften, Produzent:innen, Logistik, Gemeinschaftsverpflegung etc.)
Nachhaltige Entscheidungen im Agrar- und Ernährungssystem müssen einfacher zugänglich und attraktiver werden, z.B. durch eine nachhaltigere Gestaltung der Werbeumgebung. Um Anreize für nachhaltigere Produktion und Konsumsysteme zu schaffen, können wirtschaftliche Instrumente wie eine nachhaltigkeitsorientierte Besteuerung oder Abgaben auf Lebensmittel eine Lösung sein (WBAE, 2020 (Externer Link); Bürgerrat Ernährung im Wandel, 2024 (Externer Link)). Eine Strategie zur nachhaltigkeitsorientierten Besteuerung von Lebensmitteln könnte hier einen wichtigen Beitrag leisten¹.
Fußnoten
1) Der Workshop wurde am 10.12.2024 im DNS-Lab-Format (Externer Link) von der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 in Kooperation mit der TU Berlin und der HS Osnabrück zur Transformation einer nachhaltigen Gemeinschaftsverpflegung durchgeführt. 18 Expert:innen aus Politik/Verwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft haben daran mitgewirkt.